25 Geschichten - Teil 6 von Robert C.

Liebe weibliche und männliche Admira-Sympathisanten. 25 Jahre sind nun schon seit der Umbenennung in Südstadt-Fanatics vergangen. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht! Da waren schon einige Highlights in und außerhalb des Stadions dabei. Spontan fällt mir da auf alle Fälle die Nichtabstiegsfahrt nach Ried mit dem 3:0 Sieg ein. Da habe ich Leute freudentrunken gesehen, die ich so noch selten erlebt habe. Natürlich waren auch die Europacupabende ein tolles Erlebnis, aber mir persönlich haben eher die „außergewöhnlichen“ Spiele gefallen. Speziell fallen mir da zwei ein. Einmal das Cupspiel in Pöllau mit vorherigem Besuch des Stubenbergsees und abenteuerlicher Fahrt in die Unterkunft nach dem Spiel, und das erste Cupspiel in Lendorf. Diese Spiele werden mir ewig in Erinnerung bleiben, aber nicht wegen dem Spiel an sich, sondern wegen dem Erlebten mit den Beteiligten vor allem nach dem Spiel. Die die dabei waren, werden wissen was ich meine.

Cup Lendorf
Ein Bild vom ersten Cupspiel in Lendorf! Es wurde Stillschweigen vereinbart ;-)

Als ein wichtiges Highlight möchte ich dann allerdings doch ein Europacupspiel hernehmen, dass einige Wochen vor der Umbenennung von Black & White Supporters Club in Südstadt-Fanatics stattfand. Beschlossen war es damals ja schon. Es war mein zweites Europacup-Auswärtsspiel und fand am 6.12.1994 in Turin gegen Juventus statt. Sportlich wertlos, stimmungsmäßig wertlos, aber es zeigt irgendwie wie wir ticken und welche Strapazen man für den Verein auf sich nimmt. Man darf dabei nicht vergessen, dass damals noch niemand Internet, geschweige denn ein Handy oder dergleichen hatte.

 

Nach tagelanger Planung hat Gery (Halbe Südfront) sein Vater die Zugfahrt und das Hotel für mich und eben Gery gebucht gehabt und so ging es mit dem Zug Richtung Turin. Wir waren eine kleine Abordnung und haben, soweit ich mich erinnern kann, uns in 2 6-er Abteilen aufgeteilt. Bis zur Grenze in Tarvis ging alles gut, doch dann fühlte sich ein Zöllner genötigt, mich und Gery des Zuges zu verweisen, da wir angeblich geschimpft haben. Wie er da auf uns kam, ist mir noch bis heute ein Rätsel. Am Bahnhof wurden wir dann so lange angehalten, bis der Zug den Bahnhof verließ. Ein österreichischer Mitarbeiter vor Ort war so nett und organisierte uns ein Taxi, damit wir den Zug nach Udine folgen konnten und dort wieder die Möglichkeit haben zuzusteigen. Wer das Kanaltal kennt, weiß dass es eher unmöglich ist, den Zug auf so einer Strecke einzuholen. Mit der Aussicht von 1500 Schilling schaffte es der Taxler aber. Dass wir die Fahrt überlebt haben, grenzt für mich heute noch an ein kleines Wunder. Glaub viel schneller ist die Strecke Tarvis-Udine noch niemand gefahren. Am Bahnhof angekommen sahen wir unseren Zug schon am Bahnsteig stehen und im Laufschritt über die Gleise erreichten wir diesen wieder im letzten Moment. Doch die Freude währte nur kurz, da die Zöllner aus Tarvis anscheinend schon ihre Kollegen in Udine informiert hatten und die uns schon erwartet haben. Sie forderten Gery sofort wieder auf mitzukommen und natürlich ging ich mit ihm. Dann wurden unsere Taschen inspiziert, wobei das mit Sicherheit nur ein Vorwand war, damit wir den Zug wieder versäumen, denn als der Zug sich in Bewegung setzte, durften wir wieder gehen.

 

Da es nun mitten in der Nacht war, hatten wir kurzfristig keine Möglichkeit mehr weiterzukommen. Uns blieb nichts anderes übrig als auf den nächsten Zug in der Früh nach Mailand zu warten und via Mailand dann weiter nach Turin zu reisen. Wie und wo wir uns die Nacht totgeschlagen haben, dies bleibt unser Geheimnis. In der Früh ging es endlich weiter und keiner von uns wollte so richtig schlafen, da damals die Züge bekannt dafür waren, dass ständig schlafende Passagiere in Italien ausgeraubt wurden. Nachdem wir unsere Tür zum Abteil aber mit einem Gürtel halbwegs sicher versperrt hatten, fanden wir aber doch ein wenig Schlaf. Die Fahrt nach Mailand und weiter nach Turin verlief dann wenigstens mehr oder weniger problemlos und nach einer etwas längeren Suche fanden wir auch unser Hotel und die anderen der Reisegruppe.

 

Sightseeing fiel auf Grund unseres verspäteten Ankommens dann natürlich aus und so ging es bald mit einem bereitgestellten Bus direkt zum Stadion. Beim Stadion angekommen sahen wir zwar vor lauter Nebel nichts, doch wurden wir sofort empfangen und ins Stadion geleitet. Aber nicht auf irgendeine Tribüne, sondern mit dem Aufzug auf die Ehrentribüne. Vor nur 5732 Zusehern sahen wir mehr oder eher weniger vor lauter Nebel eine couragierte Leistung unserer Jungs, die sich erst kurz vor Schluss durch ein Tor von Vialli 2:1 geschlagen geben mussten. Gesehen haben wir das Tor allerdings nicht, da es auf dem von uns weiter entferntem Tor passierte und wir nur knapp über die Mittellinie sahen. Trotz allem und vor allem auch die Stunden danach in Turin mit den Leuten werden mir ewig in Erinnerung bleiben.

 

Dass es für VIELE Jahre das letzte Europacupspiel war, macht die Sache nur noch spezieller für mich. Aber vor allem zeigt es für mich ein Spiegelbild der Admira. Die Hinreise ein einziges Fiasko, dass aber gemeistert wurde, dann werden wir belohnt mit der Ehrentribüne, sehen dafür aber vor lauter Nebel nichts, die Mannschaft zeigt eine tolle Leistung und kurz vor Schluß verlieren wir doch noch, ohne uns aber dafür schämen zu müssen.

Turin 1994
The fog - Im Nebel von Turin

Ein weiteres Highlight möchte ich nur ganz kurz erwähnen, da es auch irgendwie unseren Verein wiederspiegelt. In der Saison 1995/96 standen wir wie so oft kurz vor dem Abgrund. Wir mussten in der Relegation um den Klassenerhalt gegen Gerasdorf spielen und verloren das Hinspiel 3:4. Danach kam der Trainerwechsel zum leider schon verstorbenen Peter Burgstaller. Und wie so oft wenn wir mit dem Rücken zur Wand standen, gelang uns heroisches und zwar ein 6:0 Auswärtssieg inklusive Tor vom in dieser Saison sein Comeback gebenden Gerhard Rodax und eines gehaltenen Elfmeters unserer Legende Wolfgang Knaller. Zwischendurch befürchteten wir den Abbruch des Spiels, da es tiefschwarz am Himmel wurde und es in Gerasdorf kein Flutlicht gab. Aber wieder mal ein Match, dass den Verein gut beschreibt. Hinspiel verloren, Rückspiel gut gestartet, dann bei 2:0 für uns ein Elfmeter gegen uns, den gehalten, dann Angst vorm Abbruch, dann souverän gewonnen mit dem emotionalen Highlight des Tores von Rodax und danach feierten Jung und Alt inklusive unserer Trude den Klassenerhalt! Kurz danach die Hiosbotschaft: SCN! Wie unser ganzes Admira-Leben: Ein Wellenbad der Gefühle und Emotionen.

Aber kommen wir zum nicht speziell auf die Spiele bezogenen Teile meines Fanclubdaseins. Ich möchte ein wenig allgemein über das berichten, was die Fanatics für mich ausgemacht haben. Als ich als junger Bub in die Südstadt kam, war ich ziemlich schnell in die „Szene“ integriert. Egal wie alt die Leute so waren, man war sofort einer von ihnen. Die ersten Auswärtsfahrten waren dann bald gemeinsam bestritten und so wurden wir bald, so abgedroschen das klingt, eine kleine Familie. Vor allem mit dem leider viel zu früh verstorbenen Alex F. war es zu Beginn eine sehr intensive Freundschaft, durch die auch wiederum andere Freundschaften sich entwickelt haben. Mit seiner offenen Art ging er auf alle zu und machte die Türen für viele andere auch auf. Nicht umsonst war er derjenige, mit dem ich jahrelang den Vorsitz der SF bildete. Bis heute noch ist ein Großteil meines Freundeskreises durch die Admira entstanden. Was mich aber heute noch richtig stolz macht, war die Verbindung zwischen den Generationen. Fühle mich heute noch mehr als geehrt, unsere legendäre Trude so lange begleiten haben zu dürfen. Und ich glaube auch sie war froh, dass sie uns gehabt hat.

 

Sehr speziell ist natürlich auch die Freundschaft zu unseren bayerischen Freunden. Als ich damals Martina in Mallorca kennengelernt habe, hätte ich nie geglaubt, dass sich das alles so entwickelt. Aber die verrückten Leute waren auf einmal bei einem Heimspiel gegen Bregenz (das kurz vor der Absage stand) in unserer Südstadt dabei. Hubert, Haupti und eben Martina haben mich angesprochen, aber ich hatte keine Ahnung wer sie sind. Kurz vor Spielende hat mich Martina dann zum Glück angesprochen und gefragt, ob ich mal in Mallorca war und so ergab das eine das andere. Über Umwege kam sie dann an meine Mail-Adresse und so entstand eine Freundschaft mit einigen Leuten aus Bayern, die seinesgleichen sucht. Grenzen sind da um überwunden zu werden und die Staatsgrenze zwischen Bayern und Österreich wurde von vielen schon öfter überwunden, als manch Admira-Fan Siege gesehen hat. Und genau wegen solchen Sachen war ich immer gern ein Teil dieser Familie. Ich habe mit Leuten Sachen erleben dürfen, die ich mir ohne den Fanatics nie erträumt hätte. Natürlich hatten wir auch mit sehr vielen Spielern ein spezielles Verhältnis, wie es dies sonst nur bei wenigen Vereinen gibt. Über all die Sachen die wir da erlebt haben, ist es aber besser, den Mantel des Schweigens zu hüllen.

 

Erwähnenswert für mich ist auch noch die legendäre Feier inkl. Turnier zu unserem 15-jährigen Jubiläum mit dem Live-Auftritt von Solitude und vor allem das „Fair-Play“-Match gegen unsere Freunde von den Soccerholics mit dem legendären Wuffi im Tor bei den Austrianern. Sachen die ich nie vergessen werde und glücklich bin, erleben zu durften…

Fanatics zu sein, bedeutet anders als der Mainstream zu sein. Admiraner wird man nicht einfach so, das muss man wirklich lieben. Wer ein echter Admiraner ist, ist meist auch im Leben kein Mitläufer, sondern meist was Besonderes.

 

In diesem Sinne, FORZA FANATICS und RIP alle die ich kennenlernen durfte und leider nicht mehr unter uns verweilen!

 

Bertl

 

 

In der nächsten Ausgabe:

Die allererste Erinnerung an die Admira? Die Frisur eines Admira- Spielers! Wer das war und welche Erinnerungen noch folgten, lest ihr in der nächsten Ausgabe!

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