Etappe 27 im Schneckenrennen um den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Das Rieder Stadion war ausverkauft, und zwar nicht nur die Sektoren des Heimteams, sondern (beinahe) auch der Auswärtssektor. Ich selbst habe mich recht weit aus dem Fenster gelehnt und 2-300 Südstädter Fans prognostiziert. Geworden sind es dann sogar 400, die aus der schönen Südstadt den Weg ins Innviertel gefunden haben, ein seltener Run für die Verhältnisse von Admira Wacker. Deren letzter Sieg im Innviertel bereits knapp 22 Jahre zurück liegt – mit dem 3:0 damals wurde der Abstieg der SV Ried besiegelt. Seitdem gab es in 19 Duellen 10 Remis und 9 Niederlagen zu verzeichnen. Völlig unwichtig, lediglich Statistik, es war alles angerichtet für den Top-Schlager in Liga zwa.
Angerichtet war vorher schon im Zentrum Rieds, wo ich mit einem Freund nach dem Spiel übernachtete. Vor der Partie trafen wir uns mit weiteren Admiranern und befreundeten Riedern, um uns auf das Spiel mit köstlichem Rieder Bier und Innviertler Spezialitäten (die Knödel!) einzustimmen. Gemeinsam ging es dann zum Stadion, wo in beiden Fansektoren großartige Stimmung herrschte. Auf beiden Seiten toller Support, viel Pyro, schöne Choreos. Bei den Gästen fehlten mit Deni Alar der Topscorer und mit Matti Anderson ein weiterer wichtiger Spieler. Dass die SV Ried sowohl Grosse als auch Havenaar vor dem Spiel als fraglich vermeldet hatte, nahm niemand wirklich ernst. Sie hätten von mir aus aber gerne ausfallen dürfen.


Weil die beiden in Zusammenarbeit bereits in der 8. Minute die erste kalte Dusche für die Gäste parat hatten – Grosses Eckball fand Havenaar, 1:0. Die Reaktion der Gäste? Ein bemühtes Spiel, aber kein Weg in die gefährliche Zone, kein Torabschluss bis zum Ende des Spiels. Im Gegenteil, in der 38. Minute wurde der Ball im Spielaufbau von Reinhard Young verloren, Lukas Malicsek rutschte beim Tackling an Ball und Gegner vorbei, im Zentrum konnten weder Thomas Ebner noch Stefan Haudum Grosse am Schuss hindern. 2:0, das war auch der Pausenstand. Die Stimmung auf der Gästetribüne war da schon eher gedrückt, wiewohl von manchem aus der schönen Südstadt Mitgereisten trotziger Optimismus versprüht wurde. Doch für einen zählbaren Erfolg hätte sich einiges ändern müssen, das trat aber nach Seitenwechsel nicht ein.
Sicher nicht, weil das Lied „Aus der schönen Südstadt kommen wir und wir trinken literweise Bier“ nicht angestimmt wurde. Nein, am Support der Fans lag es gewiss nicht, der war großartig und auch die Anzahl der Mitgereisten war top. Viele von ihnen sprachen der Mannschaft den Kampfgeist ab, den letzten Willen, Ried musste im zweiten Durchgang eigentlich nur mehr das Ergebnis in aller Ruhe verwalten. Dass das Team nicht wollte, kann ich mir nicht vorstellen, vielleicht gab es tatsächlich bereits seit zwei Wochen eine mentale Blockade, waren einige dem Druck nicht gewachsen. Es war aber in den letzten Wochen kein Führungsspieler zu sehen, der sich Misserfolgen entgegenstemmte und seine Mitspieler mitriss. Vergeigt wurde die Tabellenführung zwar faktisch in Ried, aber dorthin hätte man mit weit mehr Vorsprung fahren müssen als mit einem Punkt. Vergeigt wurde dies bereits in Horn und Lafnitz, gegen Stripfing, in Amstetten und zweimal gegen Sturm II. Es ist für die Fans natürlich sehr, sehr bitter, wenn man knapp 7 Monate Spitzenreiter mit teilweise schönem Vorsprung und der Chance auf mehr war, dann binnen 15 Tagen und 4 Spielen einen Bonus von 4 Zählern in einen Malus von 2 Punkten verwandelt. Doch es ist noch nicht vorbei – es sind immerhin noch 3 Runden zu spielen.

In der 3. Deutschen Liga stehen noch 2 Runden aus, Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld knapp vor dem Aufstieg. Für den TSV 1860 München und Rot-Weiss Essen ging es am vergangenen Samstag um nichts mehr, auch darum war es relativ einfach, Karten für das ausverkaufte Spiel zu ergattern. Auch Dank einer Freundin der SF-Fraktion Oberbayern, mit der wir uns am Waldfriedhof in Kirchseeon trafen, um des vor 3 Jahren verstorbenen Hubert zu gedenken. Gemeinsam ging es dann nach „Minga“ zur großen Liebe der Stadt, dem TSV ins Stadion an der Grünwalder Straße. Vorher noch bayrische Kost und – Achtung Empfehlung- die eine oder andere „Hoibe“ Giesinger Bräu (sowohl Helles als auch Weizen sind köstlich). Gemeinsam mit 60ern, Bekannten aus dem grünen und violetten Wien gedachten wir der kürzlich verstorbenen Legende Werner Lorant. Und sahen sowohl sehr imposanten Support der Heim- als auch der Auswärtsfans beim 1:3. Danke für die Gastfreundschaft in Ried und in München!
Dann ging es aber wieder heimwärts, nach exakt 30 Stunden erreichte ich wieder die schöne Südstadt. Dort roch es nach einem Frühlingsregen herrlich, die Kastanien blühen wie viele Sträucher, alles ist grün. Ein Bier und eine Dusche später dann richtig angekommen, ließ ich die Reise noch einmal Revue passieren. Und da war auch noch der Fuchs, der vor meiner Haustür „wartete“, als ich heimkam. Was er mir erzählt hat, verrate ich vielleicht in der nächsten Kurvenlage. In dieser werde ich auch von der drittletzten Runde von Liga zwa berichten. Da wird Admira Wacker in der schönen Südstadt am Freitag um 20:30 Voitsberg empfangen, möglicherweise die Tabellenspitze mit einem Sieg zumindest temporär wiedererobern. Die SV Ried wird erneut daheim spielen, am Sonntag um 10:30 gegen Sturm II.

Was die jungen Blackies können, musste Admira Wacker erst vor Kurzem schmerzhaft erfahren. Doch auch Voitsberg erwies sich bereits im Hinspiel im Herbst als sehr schwerer Gegner. Faktum ist jedenfalls, dass es Ried jetzt in eigenen Händen bzw. Füßen hat, den Aufstieg zu fixieren. Admira Wacker muss auf eine Niederlage des Konkurrenten bei gleichzeitig eigenem Sieg hoffen, um wieder an die Spitze zu gelangen. Es wird aber in erster Linie Aufgabe des Teams sein, sich vor allem im Kopf auf die neue Situation einzustellen, die letzten Spiele zu verarbeiten und mit neuer Motivation in das Finale der Meisterschaft zu gehen. Auch für die Fans ist dies notwendig, aber ein echter Fan beweist genau nach Tiefschlägen, wie ernst er es mit seiner Liebe zum Verein meint.
Diese drückt sich von Seiten der Sponsoren monetär aus, allerdings wird ein weiteres Jahr in der 2. Liga schwer zu stemmen sein. Laut Aussagen des Technischen Direktors Ralf Muhr und Trainer Thomas Silberberger bezog sich die Aussage von Sportdirektor Peter Stöger, dass der Aufstieg alternativlos sei, auf 2 Saisonen. Das heißt, auch bei einem Ligaverbleib sollte es nächstes Jahr mit dem gleichen Ziel weitergehen. Wer sich eventuell im Sommer aus der schönen Südstadt verabschieden wird, ist aktuell offen. Doch daran sollte im Moment noch kein Gedanke verschwendet werden, der volle Fokus auf den letzten 3 Runden liegen. Wer die Zukunft von Admira Wacker sehen möchte, ist momentan mit den Admira Panthers gut beraten. Sie siegten zuletzt in Korneuburg mit 3:1 und werden am kommenden Samstag um 15h Schrems empfangen. Da sollte der eine oder andere Kicker dabei sein, der den Weg aus der schönen Südstadt eines Tages in die große Fußballwelt schaffen wird. Mit dem logischen Zwischenschritt in Admira Wackers „Erster“.
Forza aus der schönen Südstadt! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)
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