25 Geschichten - Teil von 16 von Ossi L.

Ich besuche die Spiele unserer Admira regelmäßig seit Herbst 1993, wurde Fanclub-Mitglied bei der Weihnachtsfeier 1994, damals noch im alten Fanclubraum. Die Umbenennung von „Black & White Supporters Club“ zu „Südstadt Fanatics“ mit Jahreswechsel 94/95 war damals schon beschlossene Sache, und somit war ich ab 1.1.1995 ein Fanatic!

 

Kurz davor war noch ein Europacupspiel, das sicher noch vielen in Erinnerung ist: Im Achtelfinale des UEFA-Cups sind die Stars von Juventus Turin rund um Roberto Baggio zu Gast in der Südstadt! Was für ein Erlebnis! Eine fast volle Kurve, massig Leute hinterm Tor auf der Wiese, und eine super Leistung unserer Burschen, vor allem in der zweiten Hälfte. Das Spiel ging bekanntlich 1:3 verloren, aber es hätte mit ein bisschen mehr Glück locker 3:3 ausgehen können!

Das legendäre UEFA-Cup Spiel gegen Juventus in der Südstadt! Juve m****! ;-)

Und das ist auch der Zeitraum bei dem ich ansetzen möchte. Ich werde euch jetzt aber nicht ein paar Geschichten seit dem Bestehen der Fanatics erzählen. Einfallen würden mir ja einige, z.B. von Disco-Nächten in Litauen und Tschechien, von legendären Zugfahrten ins und aus dem Ländle, von „After-Match-Parties“ die ihren Rahmen sprengten, und vielen weiteren die ich in über 20 Jahren mit den Fanatics in Österreich und Europa erlebt habe.

 

Nein, ich möchte von jemanden erzählen, der hier beim Projekt "25 Geschichten - Fanatics erzählen" leider nicht mehr zu Wort kommen kann, und das schon seit langen 10 Jahren: Alex Fasching. Die Geschichte des Fanclubs, und natürlich auch meine Geschichte im und mit dem Fanclub sind untrennbar mit „Carnevale“ verbunden.

Alex
Alex Fasching (1975-2011)

Es war im Spätherbst 1994, ich besuchte ja schon eine Zeit lang die Heimspiele, als Alex mich anredete und mich fragte, ob ich nicht Fanclub-Mitglied werde wolle. Er rechnete mir kurz vor was ich mir da finanziell ersparen würde durch das Fanclub-Abo. Als Schüler, der ich damals noch war, natürlich nicht uninteressant und dadurch habe ich nicht lange überlegt: „Ja!“

 

Wie sich Jahrzehnte später herausstellte, begann von da an eine prägende Zeit, und Alex war natürlich von Anfang an mit dabei. Er war schon eine Zeit lang aktiv im Fanclub dabei, seine Eltern hatten ihm einige Zeit zuvor erlaubt Mitglied beim Black & White Supporters Club zu werden, sehr zu Freude seinerseits.

 

Alex hat speziell die ersten Jahre der Fanatics geprägt. Gemeinsam haben wir die ersten Fanartikel der SF entworfen, T-Shirts und Schals. Alex hat mich da schon relativ früh in die Sachen mit eingebunden.

SF Schal
Der erste Schal der Südstadt Fanatics!

Er hat generell in den ersten 15 Jahren der SF viele Spuren und Erinnerungen hinterlassen, wie nur wenige andere. Er hatte eine gewisse offene und zugleich auch spaßige Art mit der er auf Leute zugehen hat können. Er hat Leute dazu bewegt, Mitglied beim Fanclub zu werden. So wie mir ging es also auch vielen anderen. Er war sicher einer der Hauptgründe dafür, dass die SF Mitte/Ende der 90er mehr geworden sind, eine (zwar immer noch kleine aber feine) Einheit die zusammen hielt und die daheim, auswärts und abseits der Spiele viel Spass miteinander hatte.

 

Er war gegen Ende der 90er Obmann des Fanclubs, und sowohl davor als auch danach ein Aktivposten in der Kurve. Transparente aufhängen, Fahnen schwenken, bengalisches Pulver anzünden, Schmäh führen - Standardprogramm für Alex bei den Spielen. Durch seine Kontaktfreudigkeit sind auch Freundschaften zu zwei Fanszenen anderer Vereine entstanden, die ich heute noch pflege.

 

Auch abseits der Spiele habe ich viel Zeit mit ihm verbracht. Klettern, Radfahren (nicht nur einmal sind wir abends singend am Rad beim Haus eines ehemaligen Admira-Managers vorbeigefahren) und natürlich waren wir auch unzählige Nächte unterwegs. Manchmal sind wir aber auch einfach nur gemeinsam bei einem von uns zu Hause gesessen, Alex und ich wohnten unweit von einander entfernt im 15. Bezirk. Immer mit dabei: der Alkohol. Seine Schattenseite, und nicht immer schön anzusehen (so ehrlich muss man sein). Es entstand eine sehr enge Freundschaft, zum Glück nicht die einzige aus dem Kreis der Admira-Familie, aber eine sehr spezielle!

Also ist eigentlich das was ich hier schreibe ja schon auch eine Geschichte. Eine Geschichte, wie auf dem Fußballplatz wunderbare Freundschaften entstehen können! Ich hoffe, viele von euch wissen was ich meine und haben es selbst schon erlebt!

 

Einige von euch können sich sicher noch lebhaft an Alex erinnern, jeder davon hat vermutlich seine eigene Geschichte von und mit Alex zu erzählen. Und Alex, da bin ich mir sicher, hätte hier auch einige interessante und lustige Geschichten auf Lager!

  

Nur leider kam der 3. Februar 2011, der Tag an dem Alex von uns ging. Sein Vater rief mich damals an und überbrachte mir diese immens traurige Nachricht. Ein Schock. Die Wochen danach mit dem Begräbnis, der Arbeit und der Präsentation der Choreo zu Ehren Alex, waren sicher die traurigsten in meiner Fanclub Geschichte.

Die Nordkurve verabschiedet ihren ehemaligen Obmann

Vor allem das Begräbnis, mein schwerster und nicht nur wegen der Kälte zittrigster Gang. Ein Anblick den man so schnell nicht wieder vergisst: Alle die dort waren, die es gemeinsam immer lustig gehabt haben, mit hängenden Köpfen. Alle die ihn liebten, mit Tränen in den Augen.

 

Wie es der Zufall will, war das erste Spiel der befreundeten Fanszenen nach seinem Tod das Spiel gegeneinander. Beide Fanblöcke präsentierten gleichzeitig das gleiche Spruchband: „RIP Carnevale!“

Vieles hat sich seitdem in der Kurve geändert. Die Lücke die er hinterlassen hat, konnte keiner mehr füllen, auch schwer möglich. Viele schöne sportliche Erfolge (Aufstieg, 3x Europacup,…) und schöne Momente (20 Jahres Feier, div. Choreos,…) hat er nicht mehr erleben dürfen. Die negativen ist man als Admiraner ja eh gewöhnt ;-)

 

Nach seinem Tod hatten wir alle einen gemeinsamen Wunsch: Jetzt müssen wir wieder aufsteigen! Und er verpasste den Aufstieg. Er verpasste das fulminante 5:3 gegen Austria Lustenau! Was für ein Kraftakt unserer Burschen damals, was für eine Dramatik. Für mich und für sehr viele andere immer noch das beste Heimspiel das sie je gesehen haben.

 

Er verpasste in der darauf folgenden Saison das aufregende 4:3 gegen Rapid. Ein auf und ab, und schlussendlich rauf zur Tabellenführung in der ausverkauften Südstadt! Das hätte ihn sicher sehr getaugt. Ich durfte danach das Lied vor einer knallvollen Kurve singen, mein Herz raste! Das bleibt definitiv unvergessen. Es folgten wieder Auftritte im Europacup und andere leiwaunde Spiele in Cup und Meisterschaft!

Die volle Nordkurve feiert den Heimsieg gegen Rapid, und die Admira steht in der Tabelle ganz oben!

Was bleibt ist leider nur mehr die Erinnerung an einem tollen Menschen und sehr guten Freund. Ich erinnere mich was Alex einmal gesagt hat: „Wenn ich ins Stadion gehe, dann ist das für mich so, als würde den schweren Rucksack des Alltags ablegen“. So habe ich es auch immer empfunden, und so ist es eigentlich heute auch noch wenn ich die Spiele besuche. Es wird sicher vielen anderen genauso gehen, die die aus den verschiedensten Regionen und Gesellschaftsschichten sich im Stadion Südstadt treffen, gemeinsam die Admira unterstützen, gemeinsam Spaß haben, gemeinsam Geschichten erzählen und Geschichten entstehen lassen!!

 

Danke Alex! Danke für die Zeit, für das was war, und das was bleibt!

Carnevale sempre tra di noi!

 

 

Ossi

 

In der nächsten Ausgabe:

Zu Beginn herrschte noch etwas Unverständnis über das Treiben in der Kurve, doch dann kamen die Emotionen...

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Kommentare: 4
  • #1

    MDVampiro (Mittwoch, 03 Februar 2021 08:48)

    Danke für diesen tollen Artikel und für Ossis Zeilen

  • #2

    Robert Z. (Mittwoch, 03 Februar 2021 12:17)

    Sensationell geschrieben Ossi. Ich vermisse Ihn auch sehr.

  • #3

    Erich Nö (Mittwoch, 03 Februar 2021 13:52)

    Kannte ihn leider nicht. Aber super geschrieben über einen sicher "Klassen Buasch". Danke!

  • #4

    Peter Hackl (Samstag, 06 Februar 2021 03:47)

    Danke Ossi!

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